Was definiert Wohlbefinden im Alter?

Wohlbefinden wird oft mit guter Gesundheit assoziiert. Doch eine Studie des „Helmholtz Zentrums“ und der „Technischen Universität“ in München wies nach, dass psychosoziale Faktoren das Wohlbefinden stärker beeinflussen als anderes. Älter werdende Menschen achten auf ihre Ernährung. Sie sorgen für regelmäßige Bewegung an frischer Luft. Sie sonnen sich, um Vitamin D zu bilden und sorgen für geistige Beweglichkeit. Doch all das ist offensichtlich nicht so relevant für das Wohlbefinden, wie die seelische Befindlichkeit.

 

Seelische Befindlichkeit ist der wichtigste Aspekt für das Wohlbefinden im Alter

Wer sich sozial eingebunden und gemocht fühlt, ist zufriedener und ausgeglichener als jene, die beides nicht erleben. Viele ältere Menschen engagieren sich in einem Ehrenamt oder einem Verein. Manche engagieren sich als „Ersatzoma“ für Flüchtlingskinder oder Kinder alleinerziehender Mütter. Andere stellen ein Zimmer ihres Hauses Studentinnen zur Verfügung. Ehrenamtliches Engagement schafft nicht nur soziale Kontakte. Die Betroffenen haben auch das Gefühl, anerkannt zu sein und gebraucht zu werden. Ihr Leben fühlt sich sinnhaft an. Der Kontakt mit anderen ist belebend und interessant. Oft entstehen engere Bindungen oder langjährige Freundschaften daraus. Manche Beziehung lässt die körperlichen Altersbeschwerden vergessen.

Der Studie zufolge muss der Prozess des Alterns nicht immer mit dem Verlust von Lebensqualität und -freude einhergehen. Wer unter Menschen kommt und viele Bekannte in seinem Umfeld hat, ist meist zufrieden und glücklich.

Einsamkeit ist der größte Gegner

Einsame Menschen entwickeln jedoch Depressionen. Manche kompensieren das Alleinsein mit Alkohol. Einige Senioren entwickeln Angststörungen. Der Fernseher wird für viele alte Menschen zum Fenster in die Welt. Die Anonymität einer Hochhaus-Nachbarschaft hat einen großen Anteil daran, dass ältere Menschen sich einsam und in ihren Bedürfnissen nicht wahrgenommen fühlen. Zudem addieren sich oft auch finanzielle Nöte oder Konflikte mit der Familie zum gefühlten Robinson-Dasein.

Alte Menschen neigen zudem dazu, niemanden mit ihren Nöten belasten zu wollen. Dadurch fällt niemandem das mangelnde Wohlbefinden auf. Vor allem Frauen leiden still, statt einmal mit jemandem über ihre Nöte zu sprechen. Männer kommen oft besser mit dem Alleinleben zurecht.

 

Möglichkeiten für mehr sozialen Kontakt

Heutzutage bieten sich durch Skype-Telefonate, Internet-Portale für Senioren, Senioren-Mittagstische und kirchliche Bingo-Veranstaltungen für ältere Menschen Möglichkeiten, das Wohlbefinden zu erhöhen. Aktiv zu werden, wenn das Wohlbefinden spürbar leidet, ist der wichtigste Schritt. Wer es sich zur Übung macht, täglich an der Kontaktpflege zu arbeiten, fühlt sich sofort besser.

Am leichtesten ist Kontaktpflege, wenn man sich einer bereits bestehenden Gruppe anschließt. Die Volkshochschulen machen zahlreiche Angebote, die auch Senioren ansprechen. Geistige Fitness kann durch Sprachkurse, Malkurse, Literaturkreise oder Philosophie-Gesprächsrunden erlangt werden. Der Anschluss an eine Aqua-Gymnastik-Gruppe in der örtlichen Schwimmhalle kann ohne große finanzielle Belastungen Freude ins Leben bringen. Die angeleiteten Übungen verhindern altersbedingten Muskelabbau. Sie sorgen für regelmäßige Begegnungen. Senioren-Fitness-, Yoga- oder Chi Gong-Kurse im Sportverein oder ein mit anderen Frauen versorgter Kleingarten erhöhen das Wohlbefinden signifikant.

Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit werden Rollator-Tanzkurse angeboten. Übungen zur Sturzprophylaxe, Gleichgewichtstraining und Beckenbodengymnastik sind ebenfalls geeignet, um zu mehr Wohlbefinden zu kommen. Auch wenn solche Kurse dem körperlichen Wohl dienen, entsteht nebenbei Gemeinschaft. Nichts ist geeigneter, um das Wohlbefinden und die eigene Sicherheit zu erhöhen.

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